Das Gebirge Abruzzo, das im deutschen Sprachgebrauch auch Abruzzen genannt wird, obwohl es im Italienischen Singular ist, liegt in der Mitte Italiens östlich von Roma und weist mit dem Gran Sasso d'Italia mit 2912 m die höchsten Berge Italiens südlich der Alpen auf. Das Buch Wilde Wege, stille Dörfer von Christoph Hennig war der eigentliche Anlaß für uns, in diese Region aufzubrechen. Vorweg sei gleich betont, daß wir dringend empfehlen, dieses Buch mitzunehmen, da viele Wege - gerade in den Orten - so genau beschrieben sind, daß man ohne dieses Werk noch mehr Zeit durch Suchen verliert, als wie wir es so schon taten. Daher bringen wir hier auch keine genauen Wegbeschreibungen, außer wenn wir etwas zu ergänzen haben.
Die Anreise Anfang Juni erfolgte mit dem Nachtzug bis Roma Termini, dann mit weiteren Zügen und einem Bus bis Amatrice. Dort hatten wir eine sehr empfehlenswerte Unterkunft im Agriturismo Amatrice, von wo wir am nächsten Morgen auf schönem und markiertem Wanderweg, der an der Straße kurz hinter dem Agriturismo beginnt, Richtung Campotosto starteten. Es ging recht gemütlich über eine Anhöhe mit schönem Blick zu den Monti della Laga und schließlich ein wenig hinunter bis nach Campotosto, das am gleichnamigen See liegt. Der Ort hat nicht mehr viele Einwohner. Während viele Häuser verfallen, wird an anderer Stelle neu gebaut. Schön ist der Blick vom See zu dem Bergmassiv, das uns hergelockt hatte.
Am Ortsausgang von Campotosto Richtung L'Aquila zeigt ein Wegweiser nach rechts zum Rio Fucino, den wir auf Steinen überquerten, bis wir schließlich wieder zur Straße kamen. Kurz darauf folgten wir einer nach rechts abzweigenden Asphaltstraße, die bald in einen Feldweg übergeht, bis wir zum See kamen. Ein Abstecher, der sich lohnte. Schließlich den Feldweg zurück bis zur markierten Abzweigung. Der nun folgende Weg war zwar etwas von Pflanzen überwuchert, aber doch gut zu finden. Bald überquerten wir nochmals die Straße und gingen dem Buch folgend langsam bergauf. Bevor wir in den Wald kamen, genossen wir noch die schönen Blicke auf den See.
Auf einer größeren Wiese blühte Dactylorhiza sambucina, das Holunder-Knabenkraut, das in 2 Farben vorkommt.
Ein Wegweiser zeigte bergab in den Wald. Im Tal überquerten wir das Flüßchen, stiegen auf der anderen Seite auf, fanden aber die im Buch beschriebene Wegabzweigung nicht. So verloren wir Zeit, bis wir schließlich nach Studium der Landkarte auf den Waldweg nach Tottea stießen. Von hier zeigte die Karte einen direkten Weg nach Aprati, unserem nächsten Ziel, den wir aber nicht fanden. Im Dorf wurden wir ebenfalls verwiesen auf die im Buch beschriebene Strecke nach Paladini, die wir - inzwischen wohl etwas genervt - nicht als so schön wie beschrieben empfanden. In Paladini hätten wir besser in der Locanda del Cervo übernachtet. Aber nun hatten wir schon in der Trattoria del Turista in Aprati gebucht. Wir wurden im Nachbargebäude untergebracht, was in Ordnung war. Der wortkarge Wirt bereitete uns ein leckeres Abendessen. Dafür mußten wir zum kläglich italienischen Frühstück in die Bar gegenüber gehen. Ein Hörnchen und eine Tasse Kaffee, für Wanderer recht erbärmlich.
Auch dieser Tag führte uns leider wieder durch viel Wald mit wenig Ausblicken in die schöne Landschaft. Hinauf nach Tottea, wo wir die beschriebene Wegabzweigung nicht fanden, obwohl wir meinten, uns nach dem Buch gerichtet zu haben, und erst nach viel Zeitverlust auf den richtigen Waldweg stießen. Nach längerer Wanderung gelangten wir auch anders zur Straße nach Prato Selva, aber auf der Landkarte gut rekonstruierbar. Auf der Straße fuhr kein einziges Auto, wir konnten gelenkschonend auf dem Bankett der Straße gehen. Nach der Rast unter dem ehemaligen Hotel ging es kurz in den Wald, bis ein Weg über freies Gelände - endlich wieder mit Aussicht - abwärts führte und wir später nach Intermesoli kamen, wo uns der nette Wirt von La Fontana in Intermesoli schon erwartete. Gutes Abendessen gab es dann im Ristoro Venacquaro, wo die Wirtsleute sogar deutsch sprechen.
In Pietracamela war ebenso wieder Pfadfindergeist nötig wie die Entschlossenheit, Bauzäune und Absperrungen zu ignorieren, wenn man ein Ziel hat. Bald gelangten wir in den Wald, bis wir bei Prati di Tivo auf schönes Wiesengelände kamen, wo wir in Massen von weißblühendem Affodill die schneebedeckten Berge bewunderten. Bald wurde der Affodill von Pfingstrosen abgelöst. Gemütlich ging es im Tal aufwärts. Hier waren wir wieder im Hochgebirge. Die Buchen bilden die Waldgrenze. Leider zog es zu und fing an zu grummeln. Der leichte Regen störte nicht. Im Talschluß lag jedoch so viel Schnee, daß keine Markierung mehr zu sehen war. Zum Glück verschwanden die tief hängenden Wolken wieder, so daß wir mit Hilfe der Landkarte ausmachen konnten, über welchen Paß wir mußten. Das Schneefeld war recht steil, aber wir schafften es, den Paß zu erreichen.
Auf der anderen Seite bot sich plötzlich eine völlig andere Landschaft, die wir dort überhaupt nicht erwartet hatten...
Durch die asiatisch anmutende Steppenlandschaft...
Letzte Änderung: 1.3.2018 | Adresse: www.alpenfreunde.info/abruzzo_1.php