Wie vier Jahre zuvor war es auch dieses Mal erstaunlich, daß die Bergamasker Alpen unter deutschen Bergfreunden so wenig bekannt sind. In den knapp 2 Wochen dort trafen wir keine deutschen Wanderer! Sie weisen keine spektakulären Gipfel auf, liegen vielleicht im Schatten der Bergeller Berge und der Bernina-Gruppe, haben aber eine hohe Hüttendichte und eignen sich daher wunderbar für eine Durchquerung.
Wir starteten unsere Wanderung im Juli 2023 in Aprica, nachdem wir mit dem Zug über den Passo di Bernina gefahren waren. Eine Bahnstrecke, die man unbedingt einmal genossen haben sollte...
Von Aprica, das wir von Tirano mit dem Bus erreichten, wanderten wir zu unserer ersten Unterkunft, dem Rifugio Cristina in Val Belviso, wo wir die einzigen Gäste waren. Am nächsten Morgen ging es über den Passo di Pila zum Rifugio Barbellino am Lago di Barbellino naturale, wo wir zwei Nächte blieben, davon die zweite Nacht auch wieder als einzige Gäste! Wer die Ruhe liebt, ist hier richtig!
Die nette Hüttenwirtin des Rifugio Barbellino empfahl uns, am Folgetag mit Tagesgepäck zum Lago di Gelt zu wandern, der durch seine Herzform auffällt. Bei der Hütte zeigt ein Wegweiser auf den schönen Hangweg, der schließlich zum Passo di Caronella und dann weiter bergauf zur Bocchetta di Gelt führt, von wo sich der Blick auf das Herz öffnete.
Von der Bocchetta ging es hinunter zum Lago della Malgina, der in freundlicherer Umgebung liegt. Am Ausfluß des Sees führt der Weg hinab ins Tal und zurück zum Rifugio Barbellino. Eine schöne Rundtour!
Als nächste Hütte war Rifugio Coca vorgesehen. So gingen wir bei trübem, aber trockenem Wetter vorbei am Rifugio Curò den schönen Hangweg mit Blick auf die markante Kuppe des Corno (Horn), bis wir am Rifugio Coca den Nachmittag gemütlich bei der Hütte verbrachten und uns über die zahlreichen Gemsen und Steinböcke wunderten, die sehr nah kamen.
Der nächste Tag sollte wieder gemütlich ablaufen. Dieses Mal war der Passo di Coca das Ziel. Da von dort die Aussicht nach Norden enttäuschte, ging ich noch auf die Kuppe östlich des Passes. Von dort ist die Aussicht viel umfassender.
Als folgende Hütte hatten wir uns wieder das Rifugio Baroni al Brunone ausgesucht. Da wir vor vier Jahren über den Paß gegangen waren, nahmen wir dieses Mal den unteren Weg, den sentiero basso. Der bietet schöne Blicke in die Val Bondione mit dem vielen blühenden Goldregen sowie eine artenreiche Flora, hat es, was die Steigungen betrifft, aber durchaus in sich!
Nach dem Frühstück führte uns der Weg lange am Hang entlang Richtung Westen mit schönem Blick auf den Pizzo del Diavolo di Tenda, dessen Besteigung als Zweischenziel vorgesehen war. Vom Passo di Valsecca, wo wir zusammen mit Steinböcken rasteten, ein Stück bergab, bis der Weg auf den 2.914 m hohen Pizzo del Diavolo di Tenda abzweigt. Der ist erst recht gemütlich, im oberen Teil aber anspruchsvoller (T5), aber zum Glück gut markiert. Die leichte Kletterei machte richtig Spaß, eine umfassende Aussicht war die Belohnung.
So kamen wir erst um 18 Uhr beim Rifugio Fratelli Longo an, wo wir sehr nett begrüßt und gut bekocht wurden.
Wieder hatten wir uns einen Tag ohne das volle Gepäck gegönnt: Am nächsten Tag wanderten wir auf den Hausberg, den Monte Aga.
Fortsetzung: Weiterweg in die Valtellina und über den Sentiero Roma
Letzte Änderung: 26.8.2023 | Adresse: www.alpenfreunde.info/bergamasker_4.php