Vom Gîte d'étape in Tende hinunter, den Roya überquert, dann gleich links und vor den Felsen rechts auf einem Pfad, der über den Colle di Baselia nach La Brigue führt. Dort zweigt bei der größeren Kirche der GR52A ab, der den Hang zur Cime d'Arpise hinaufsteigt und zum Sattel Baisse de Géréon führt. Hier beginnt durch Lärchenwald der Weg über den Crête du Rionard, dem letzten größeren Aufstieg unserer Alpen-Längsdurchquerung. Leider begann es bald für 3 Stunden zu regnen, durchmischt mit Hagel, zum Glück aber ohne Gewitter. Auf dem Kamm über alte Militärstraßen bis unterhalb des Monte Grai. Dort - endlich wieder im Trockenen- auf einem Pfad hinunter zum Rifugio Allavena, wo wir zwei Nächte blieben. Den Reservetag nutzten wir für eine gemütliche Umrundung des Monte Pietravecchia, wollten eigentlich auch den Monte Toraggio umrunden. Der Weg war wegen Erdrutsch leider gesperrt. Auch hier handelt es sich um Militärwege, die aber sehens- und gehenswert sind. Sie wurden teilweise aus dem Berg herausgesprengt. Dieser Abschnitt ist auch der GTA-Weg für den nächsten Abschnitt, der uns zum Rifugio Gola di Gouta führte, womit wir auch das Hochgebirge verlassen hatten.
Am nächsten Tag ging es weiter bergab. Die IGC-Karte zeigt zahlreiche Wege, die nicht mehr vorhanden sind, aber mit Daten von Open Street Map fanden wir schöne Pfade durch die Landschaft, die zunehmend mediterraner wurde. Über Pfade, die vielfach die Straßen abkürzen, gelangten wir zu unserer Unterkunft B&B Le Mimose oberhalb von Isolabona mit ausgesprochen netten Gastgebern. Manche Dörfer kleben wie Adlernester an den Felsen, so auch Apricale, das wir nachmittags besuchten.
Am vorletzten Wandertag wollten wir eben diese Dörfer besuchen und gingen wieder den Pfad nach Apricale, dort über die schöne Bogenbrücke und hinauf nach Perinaldo, das an einen Bergkamm gebaut wurde. Durch den Ort und einige km auf der zum Glück fast verkehrsfreien Straße bis zu einer gelben Kirche, von wo ein Pfad vorbei an der Burg nach Dolceacque führt. Im Ort richteten wir uns nach der Beschilderung zur Cima Tramontina und erreichten die Unterkunft Piccolo Sparta.
Am letztag Tag zurück zur Straße, auf der wenige 100 m nach Süden, dann rechts zum Grat, auf dem lange Zeit weiter nach Süden. Nachts hatte es geregnet und die bis dahin sehr trübe Sicht wenigstens etwas gebessert, so daß wir nun endlich einen allerersten Blick zum Mittelmeer hatten, der für Außenstehende vielleicht trivial aussehen mag, für uns, die wir 11 Jahre lang von Wien bis hierher gewandert sind, eine ganz andere Bedeutung hatte!
Ein kurzer Abstecher auf den Monte Baraccone (514 m) lohnt wegen der Aussicht. Schließlich erreichten wir den Ortsrand von Ventimiglia, wo bei einer Kirche ein Weg abzweigt, der die Straße abkürzt und in Bahnhofsnähe auskommt. Die letzte Unterkunft unseres Urlaubs, das B&B Borgo, hatten wir uns wegen der Lage direkt in Ventimiglias Altstadt ausgesucht.
In Ventimiglia blieben wir einen weiteren Tag, auch wenn die Küste ausgesprochen häßlich ist, aber ein Bad im Mittelmeer war jetzt nach insgesamt mehreren tausend Kilometern Wanderstrecke natürlich ein Muß. Außerdem hatten wir Zeit, uns in der Markthalle umzusehen und zu versorgen sowie uns über die hauptsächlich französischen Touristen zu amüsieren, die auf dem Ramsch-Wochenmarkt am Freitag in Mengen Taschen und andere Dinge kauften. Ventimiglia liegt nah an der Grenze, die nächste Stadt im Westen, Menton, ist schon in Frankreich, dahinter ging der Blick nach Monaco, wohin es uns wahrlich nicht zog.
Nun hatten wir es also hinter uns gebracht, unser Projekt, die Alpen von Wien ab längs zu durchwandern. Mit etwas Wehmut, vor allem aber mit Zufriedenheit, traten wir den Heimweg nach Holzminden an.
Letzte Änderung: 26.10.2021 | Adresse: www.alpenfreunde.info/etappe_14_3.php