Panorama vom Brisen (südlich des Vierwaldstättersees)

Von Sillian bis zur Bonner Hütte

Thurntaler See

Nachdem wir nun lange über die Karawanken und die Karnischen Alpen am südlichen Alpenrand gewandert waren, wollten wir nun einmal einen Abstecher näher zu den Zentralalpen einbauen. Wir hatten diesen Abschnitt bewußt für den Spätsommer geplant in der Annahme, daß der meiste Schnee des vorangegangenen Winters bis dahin getaut und das Wandern leichter wäre. Galt es doch, mit dem Lenksteinjoch einen 3100 m hohen Paß zu überschreiten.
Da wir ja aus Norddeutschland eine lange Anreise haben, können wir auch nicht ganz kurzfristig starten. So war also alles geplant. Daß ausgerechnet zum Zeitpunkt unserer Anreise eine Kaltfront über die Alpen zog, hatte der Wetterbericht ja angedroht, daß wir aber unsere Planung wegen des Ende August gefallenen Schnees völlig ändern mußten, konnten wir nicht ahnen.
Im österreichischen Sillian, im Pustertal, galt es unsere Alpen-Längsdurchquerung fortzusetzen. Zum Glück wurde vor wenigen Jahren die ehemalige Pfannhornhütte als Bonner Hütte wieder eröffnet, so daß wir die als erstes Ziel wählten.

Von Sillian starteten wir also am 31.8.2010 gegen 10.30 Uhr, leider ohne Wegweiser zu finden. Die österreichische Karte ist im besiedelten Bereich nur eingeschränkt tauglich. Aber der Instinkt führte uns richtig durch Wiesen und verstreute Höfe bergauf, bis uns der Postbote den besten Weg zum Wald zeigte. Unser Ziel, die Bonner Hütte, kannte er aber auch nicht. So richteten wir uns nach den Wegweisern zum Thurntaler See. Steil ging es im Wald, bis wir mittags endlich die Waldgrenze erreichten. Nachdem wir schon von Sillian aus die verschneiten Karnischen Alpen gesehen hatten, kamen wir nun selbst allmählich in den Schnee. Pferdebesitzer kamen uns mit ihren Haflingern entgegen. Sie holten ihre Tiere zwei Wochen früher als üblich ins Tal. Zu unserer Freude kannten sie unser Tagesziel und machten uns Mut. Vom Gehen her bereitete der Schnee uns vorerst keine Probleme, wir mußten aber vermehrt nach dem Weg suchen, da viele Markierungen zugeschneit waren. Am Thurntaler See zeigte auch kein Wegweiser unseren Weiterweg an. Ob es an einer Engstirnigkeit liegt (schließlich liegt die Bonner Hütte ja in Südtirol)? Mit Karte und Kompaß fanden wir die richtige Spur, die aber bald wieder endete. Wir konnten uns aber nach der ab und zu durch Steine markierte Staatsgrenze richten. Als wir ehemalige Militärbaracken erreichten, konnten wir auf einem recht ebenen Fahrweg wieder leichter und schneller vorankommen. Auf der Marchginggele genannten Kuppe zeigte schließlich ein Wegweiser zum Toblacher Pfannhorn.

Bonner Hütte

Dieses letzte Stück war das anstrengendste, da der Schnee meist kniehoch zusammengeweht war. Direkt am Grat in 2600 m Höhe war er dann einen Meter hoch! Auf der Südtiroler Seite konnten wir dann endlich die Bonner Hütte sehen.
Die 1897 von der Alpenvereinssektion Bonn erbaute Hütte war noch vor einigen Jahren völlig verfallen, nachdem sie zuletzt militärischen Zwecken diente, bis sie von der Gemeinde Toblach an Alfred Stoll für 25 Jahre verpachtet wurde. Wieviel Arbeit der Tischler in die Renovierung gesteckt hat, läßt sich anhand eines Fotoalbums erahnen.
Abends wurden wir dann mit Schlutzkrapfen verwöhnt. Wieder einmal etwas leckeres, neues kennengelernt.
Am nächsten Tag ging es dann auf dem Bonner Höhenweg weiter.


Etappe 6, Teil 2: Über den verschneiten Bonner Höhenweg nach St. Magdalena

Letzte Änderung: 22.2.2018 | Adresse: www.alpenfreunde.info/etappe_6_1.php