Im September 2013 wünschte sich unsere ältere Tochter Birte eine gemeinsame Hüttentour. Gerne nutzten wir die Gelegenheit, mit der ganzen Familie wieder einmal in den Bergen unterwegs zu sein. Birte hatte sich den "Kesch-Trek" ausgesucht, eine bekannte viertägige Wanderung mit Übernachtungen in drei Hütten des Schweizer Alpen-Clubs.
Mit Bahn und Postbus fuhren wir nach Graubünden und starteten bei Chant Sura unterhalb des Flüela-Passes. Ein Stück ging's parallel zur Straße, bevor der Weg anstieg. Unter uns konnten wir das tief eingeschnittene Tal Val Grialetsch sehen. Auch durch dieses Tal läßt sich die erste Hütte erreichen, wir aber wollten die viel aussichtsreichere Wanderung in der Höhe genießen. Bald kamen wir an einem Bergsee vorbei, an dessen Ufer viel Wollgras wächst. Das verlockt natürlich zum Fotografieren. Nachmittags erreichten wir dann die Grialetsch-Hütte, die auf rätoromanisch Chamanna da Grialetsch genannt wird.
Am nächsten Morgen richteten wir uns vorerst nach den Wegweisern zum Dürrboden. Bald führte uns der Weg am Furggasee vorbei, bevor es ca. 300 Höhenmeter bergab ging. Eine Abkürzung ersparte uns den Weg zum Dürrboden. Nach Überqueren mehrere Bäche ging es wieder bergauf zum 2606 m hoch gelegenen Scalettapass. Hier beeindruckte uns sowohl der Blick zum Chüealphorn mit seinem kleinen Gletscher als auch zu den östlichsten Viertausendern der Alpen. Piz Palü und Piz Bernina schauten über die vorgelagerten Berge. Vom Scalettapass brauchten wir nicht ins Tal absteigen, sondern blieben fast höhengleich auf einem Hangweg oberhalb der Val Funtauna. Nach Queren eines Seitentals mit einem kleinen Wasserfall nennt sich das Tal, durch das gingen, Val dal Tschüvel.
Hier zeigte sich erstmals der Piz Kesch in seiner vollen Größe. Er dominiert mit seinem Gletscher Vadret da Porchabella die Landschaft bei unserer nächsten Hütte, der Keschhütte, Chamanna digl Kesch. Es ist schon erschreckend zu sehen, wie sich der Gletscher in nur 6 Jahren, als wir schon einmal dort waren, zurückgezogen hat! Bei der Hütte angekommen, blieb noch genügend Zeit, das Vorfeld des Gletschers mit seinen Moränen und den Pionierpflanzen zu erkunden.
Am 3. Wandertag gingen wir Richtung Westen, zweigten aber bald ab zur Alp digl Chants, um uns den Abstieg bis ins Dort Chants zu ersparen. Das Tal Val Plazbi, in das wir nun kamen, wird dominiert vom Piz Üertsch. Es ging erst einige Kilometer recht eben taleinwärts, bis der Weg steil anstieg und in mehreren Stufen bis zur Fuorcla Pischa führte, einem 2871 m hohen Paß. Die Aussicht von hier oben war in beiden Richtungen dank des Bilderbuchwetters sehr schön. Nördlich thront der Piz Kesch über dem Paß, südlich der Piz Blaisun, der als Schuttberg einen abweisenden Eindruck auf uns machte.
Was dieser Berg unseren Blicken bisher verborgen hatte, zeigte sich ein Stück tiefer, als hinter ihm die Berninagruppe in ihrer ganzen Pracht zum Vorschein kam, wie auf dem linken Foto zu sehen. Diese grandiose Berggruppe konnten wir auch von der Chamanna d'Es-cha aus bewundern.
Etwas herbstlich zeigte sich das Wetter am letzten Morgen: Im Tal hatte sich eine Wolkendecke gebildet, während auf den Bergen schon die Sonne schien. Schön, dann schon oben zu sein! So gemütlich ist das nur mit Berghütten möglich. Nach einiger Zeit schien aber auch im Tal wieder die Sonne. Da wir ja nur noch den Abstieg nach Zuoz vor uns hatten, nutzten wir das schöne Wetter, um mit wenig Gepäck zu einem Bergsee aufzusteigen, vorbei an Murmeltieren, die ebenfalls die herbstliche Sonne genossen und sich Winterspeck anfraßen, sowie einigen Schneehühner, die zu der Zeit in ihrem dunklen Federkleid gut getarnt waren.
Es war eine wunderschöne Tour durch eine tolle Landschaft. Bei dem tollen Wetter können wir dankbar sein, daß uns das gegönnt war.
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